UND WIE DU MIT IHNEN KLARKOMMST
Suffer now and live the rest of your life as a champion.
Während starken Veränderungen kommt es immer wieder zu unangenehmen Phasen, in denen du dich nicht so gut fühlst. Gefühle sind auch öfters unangenehm und du wirst sie wahrscheinlich am allerliebsten schnell unterdrücken und wegschieben wollen. Oft probiert man dann, sich mit allen möglichen Ablenkungsstrategien auf andere Gedanken zu bringen - manche sind hierbei gesünder als andere. Es gibt Menschen, die beginnen, sich selber zu verletzen, damit der seelische Schmerz besser auszuhalten ist. Andere essen, machen (exzessiv) Sport, arbeiten, trinken Alkohol, nehmen Drogen - Hauptsache, die Gefühle gehen weg.
DAS ist aber die ganz falsche Herangehensweise. Natürlich ist es sehr sinnvoll, Kompensationsmechanismen zu beherrschen und zu wissen, wie du am besten mit (über)fordernden Situationen umgehst - aber es sollte niemals das Ziel sein, unangenehme Gefühle WEGZUDRÜCKEN. Denn diese Gefühle sind ein wichtiger Teil von dir und probieren lediglich, sich endlich Gehör zu verschaffen.
Jep, das ist ganz schön beschissen und Spaß macht das auch nicht, kein bisschen. Also - WIE SOLL DIESER MIST JETZT FUNKTIONIEREN?
Ich kann dich hoffentlich zumindest ein bisschen beruhigen, wenn ich dir versichere: es ist ein bezwingbarer Prozess - aber wie bei allem, brauchst du hierfür ein bisschen Übung. Leider lernen wir sowas oft weder Zuhause noch in der Schule. Daher hat es einen Grund, dass du das so schwierig und blöd findest: du hast eine gute SELBSTFÜRSORGE wahrscheinlich bisher einfach noch nicht gelernt und praktiziert. Und genau wie bei allem, was man neu anfängt, ist es am Anfang richtig richtig sauschwer. Du musst dich da durchbeißen und diszipliniert dranbleiben, dann klappt das auch irgendwann. Aber der Anfang IST schwer. Scheißsaukackschwer. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Du weißt ja: nur die Harten kommen in den Garten. Aber selbst mit ausreichend Übung bleibt es meist fordernd. Man kann sich dann auf seine Krisenhacks besinnen und sich durch alles durchatmen. Ohm.
Feelings are just temporary visitors.
Das größte Problem an der Sache ist an allererster Stelle unsere eigene Bewertung.
Vorweg solltest du wissen, dass es genau sieben Grundemotionen gibt: Ärger, Angst, Ekel, Freude, Liebe; Scham, Traurigkeit und Überraschung. Um dich ein bisschen mehr ins Thema reinzufühlen, guck dir mal den Pixar Film ALLES STEHT KOPF an.
Unsere Gefühle sind alle den Grundemotionen untergeordnet und es gibt einige, die finden wir schön und möchten gerne mehr davon haben. Glück finden wir in der Regel gut oder Anerkennung, Spaß und Freude. Es gibt auch Gefühle, die nehmen wir gelassen hin, zum Beispiel, wenn wir Hunger haben, müde sind oder ein bisschen aufgeregt. Aber Wut, Ärger, Abscheu, Verachtung, Hass, Neid oder Hilflosigkeit finden wir zum Kotzen und möchten, dass diese Phasen schnellstmöglich wieder vorbei sind. Auch in unserer Gesellschaft werden diese Gefühle nicht umarmt und willkommen geheißen und deswegen so richtig unter den Teppich gekehrt. Das sieht man ja schon alleine da dran, wie krass in unserer Kultur manche Lebensbereiche geradezu tabuisiert werden: Tod, Trauer, Behinderungen, Hilfsbedürftigkeit, psychische Probleme, Altwerden, Sex oder Lust. Was alles verteufelt wird ist auch oft familiär bedingt. Und genau HIER liegt das Problem. Dadurch, dass wir aufgrund unserer Prägung vieles und die damit verbundenen Gefühle negativ bewerten und nicht haben möchten, geraten wir häufig in einen blöden Strudel und verhindern so, dass sich einige Bereiche ganz normal in uns integrieren können. Wir spalten die Dinge und Gefühle, die wir nicht mögen oder für die wir uns schämen, also unter Umständen richtig von uns ab, verdrängen sie, leben sie heimlich aus und verschließen uns so vor wichtigen Erkenntnissen!
Stell dir jetzt mal vor, das jedes Gefühl im Grunde eins deiner Kinder ist. Nehmen wir mal das Gefühl NEID, mit dem jeder Mensch vertraut ist und es sich meistens nicht zugesteht, weil es ein "schlechtes Gefühl" ist. Wenn du also dein Neid-Kind regelmäßig ignorierst oder wegsperrst, wenn es sich zeigt, wird es zu einem vernachlässigten, wütenden, unerzogenen Monsterkind heranwachsen, das trotzdem immer weiter wächst, weil es durchgehend genährt wird - denn nur, weil du es ignorierst, ist es ja nicht weg. Du löst ein Problem auch nicht, indem du in die andere Richtung schaust.
Irgendwann wird das Neid-Kind so riesig, dass es dir keine Ruhe mehr lässt - es besucht dich nachts und wird alle möglichen Mittel anwenden, damit du es endlich beachtest. Das ist es nämlich, was sich Kinder wünschen: Beachtung! Respekt! Ernstgenommen Werden! Denn du hast das Gefühl NEID ja aus einem bestimmten Grund - zum Beispiel, weil dir etwas wichtiges fehlt und du siehst es in einer anderen Person. Vielleicht möchte dir dein NEID Gefühl eine wichtige Botschaft vermitteln, nämlich die, dass du etwas in deinem Leben ändern musst, damit du andere Menschen nicht mehr beneiden musst.
Wenn du ein Gefühl - oder auch eine Erinnerung - dein Leben lang weggedrückt hast, damit du dich nicht damit auseinander setzen musst, dann tut die Heilung erstmal übel weh. Stell dir vor, was man einem Kind, das jahrelang missachtet, ignoriert und unterdrückt wurde, alles geben muss, damit es nicht mehr verletzt ist! Wenn du also plötzlich bereit bist, dieses ungewünschte Kind anzunehmen, dann müssen jetzt sehr sehr viele jahre- oder sogar jahrzehntelang unterdrückte Gefühle nachträglich gefühlt werden! Genau, DAS ist sauanstrengend! Das kann sich anfühlen wie ein überbrodelnder Vulkan und es explodiert unkontrolliert aus dir raus. Aber du siehst - diese "schlechten Gefühle" sind wichtig und notwendig für deine Heilung. Verurteile sie nicht als "schlecht", sondern heiße sie willkommen und zeige ihnen, dass sie endlich da sein dürfen. Lass sie raus, auch wenn es weh tut und viele Tränen und schlaflose Nächte kostet, denn sie müssen ihren Platz finden.
That's the thing about pain - it demands to be felt!
Die ehrliche Antwort ist: wahrscheinlich schon. Ungefühlte Gefühle tun scheißeweh, wenn du dich nach langer langer Zeit endlich traust, sie zu fühlen. Und es ist auch kein neues Gefühl, denn es ist schon lange in dir, ist aber ist jetzt erst richtig an die Oberfläche gekommen, so dass es wirklich von dir wahrgenommen und gespürt werden kann. Dass das so ist, ist etwas gutes, denn es bedeutet, dieses Gefühl muss nun kein unkontrolliertes Schattendasein - z. B. als körperlicher Schmerz oder Krankheit - mehr fristen. Es bedeutet deine Chance auf Er-Lösung.
Klar hast du das Gefühl vorher schon wahrgenommen - so von wegen "Boah, ich bin so neidisch auf diese blöde Kuh! Die hat es soooo gut und ich bin soooo scheiße und kann nichts!" Und dabei hast du es belassen - du hast das GEFÜHL also wahrgenommen, das, was du im Außen gesehen hast als SCHLECHT bewertet und dann war es für dich erledigt. War halt so.
Aber das Gefühl NEID, das IN DIR steckt und ZU DIR gehört, das hast du dir nicht angeschaut. Und wenn du es endlich tust, kann das auch ganz schön lange erstmal weh tun - in der Seele, im Körper. Jedes Gefühl hat seine Berechtigung und eine Botschaft, aber wahrscheinlich warst du ganz lange geradezu taub und konntest das alles nicht spüren.
Und wenn du mal richtig drüber nachdenkst: deine ungeliebten Gefühle haben sich garantiert schon einen gemütlichen Platz in deinem Körper gesucht. Wut z.B. sitzt meistens in der Leber und der Gallenblase, Trauer in der Lunge. Wer sich nicht gut Gehör verschaffen kann, hat sicher Probleme mit dem Rücken (fehlendes Rückgrat) oder wer nicht gut verwurzelt ist, hat vielleicht Schmerzen im Steißbein. Handlungsunfähige Menschen haben oft Schulter/ Armblockierungen und wer sich ständig ärgert, hat die Nase oder den Hals voll, also häufig verschleimt. Menschen, die nicht gut auf sich achten und Kämpfe im Innen anstatt Außen austragen, entwickeln oft selbstzerstörerische Krankheiten (Autoimmunstörungen) oder Suchtkrankheiten. Seele und Körper sind eine Einheit (du kannst noch mehr bei den Links zur Psychosomatik finden) und unsere "negativen Gefühle" haben sehr wichtige Funktionen und können wichtige Hinweise sein, um uns, unsere Seele, Gesundheit und Handlungen zu schützen!
Wenn du nun Verletzungen endlich ins Bewusstsein holst, dann wird es dich vielleicht ziemlich umhauen, was da alles gefühlt werden will. Die Wucht kann oft überfordern und da solltest du auf keinen Fall alleine durch. Check hierfür unbedingt meine Krisenhilfen oder schau dir die App ROODT an. Aber du wirst um diese Schmerzen nicht drumherum kommen, wenn du heilen willst. Die Stärke des Heilungsschmerzes richtet sich meist nach der Intensität, mit der du vorher verdrängt und ignoriert hast.
Leider beobachte ich oft, dass Menschen genau an diesem Schritt in die Heilung scheitern. Sie haben so große Angst vor der Konfrontation mit ihren eigenen Dämonen, mit den "schlechten Gefühlen", weil sie sie verurteilen und ablehnen, dass sie über das Stadium der Opferhaltung niemals hinaus kommen. Daher überlege dir gut: wer oder was willst du sein? Wenn du dich entscheidest, in deinem Ursprungszustand zu bleiben, ist es eine Entscheidung GEGEN Heilung, denn du triffst IMMER eine Entscheidung. Auch KEINE Entscheidung IST eine Entscheidung! Du wirst also so oder so im Schmerz bleiben - welchen willst du? Den Schmerz verdrängter Gefühle, der sich oft im Außen regelmäßig wiederholt - denn all deine Konflikte sehnen sich nach Erlösung und werden so lange da sein, bis du bereit bist, sie anzusehen und zu heilen. Oder nimmst du den Heilungsschmerz in Kauf, der auch weh tut - insbesondere, wenn du immer mehr verstehst, wie sehr du dich lange selber verletzt hast - aber dich HEIL macht?
New is always better! Barney Stinson
Was auch ganz besonders weh tut, ist das Auflösen alter, sehr festsitzender Muster. Wenn du dein Leben lang gelernt hast, mit einer bestimmten Person, Sache, Handlung usw. ein ganz bestimmtes Gefühl zu verbinden, dann bekommst du das nicht mal eben weg - nur, weil du es jetzt beschlossen hast. Es dauert verdammt lange, derart eingefahrene Strukturen zu verändern und so kann es vorkommen, dass etwas Neues, das du eigentlich als "schön" oder "gut" bewertest oder zumindest denkst, dass es gut sein sollte, sich richtig richtig falsch und scheiße anfühlt. Das liegt daran, dass dein gesamtes System in den Warnmodus übergeht: "NEEEEIN! WIR HABEN DAS NOCH NIE SO GEMACHT! DAS IST FALSCH!" Vielleicht wird dir sogar übel oder kriegst Kopfschmerzen und dein zweites Gehirn - der Darm - reagiert stark: du bekommst "Schiss" (also Durchfall), blockierst (Verstopfung?!). Du programmierst dein gesamtes System nicht mal eben um. Das braucht Übung, Zeit und Umgewöhnung. Lies hierzu meinen Artikel über das Lösen von Blockaden, in dem ich alles mit einem riesigen Unternehmen vergleiche.
Du glaubst gar nicht, was ich schon seit mehreren Jahren für krasse Schmerzen durchlebe, weil ich meine schlechte Haltung verbessere. Ich mache regelmäßig Übungen, um meine Wirbelsäule - übrigens erfolgreich! - aufzurichten und zu begradigen. Glaub mir, das tut trotzdem sauweh. Mein Körper hatte sich in der falschen Haltung so schön zurecht gefunden. Zwar hatte ich da auch Schmerzen, aber wenigstens musste ich keine anstrengenden Übungen machen.
Wunder dich daher in Phasen der Veränderung nicht über körperliche Symptome, denn du weißt ja: Körper und Seele arbeiten zusammen. Wenn sich alte Glaubenssätze auflösen, Muster verändern oder Gefühle zeigen und lösen, dann kann es abgehen, kribbeln, brodeln. Manchmal bekommt man sogar Zitteranfälle oder Fieber. Natürlich solltest du deine körperlichen Reaktionen gut überwachen und notfalls zum Arzt gehen, aber wenn du das öfters erlebt hast, weißt du irgendwann, was zu deinen Veränderungsprozessen dazu gehört. Irgendwann merkst du dann, wenn ein bestimmtes "schlechtes" Gefühl kommt und dann sagst du: "Hey Neid, alter Scheißer - wie geht's?". Und weißt vielleicht, dass du bei Neid immer Bauchschmerzen bekommst und die mit ein paar Tassen Kamillen- oder Fencheltee besser werden. Nur so als Beispiel.
A smooth sea never made a skilled sailor. Go with the flow.
First it hurts. Then it changes you.
Oft leiden wir sehr unter bestimmten Gefühlen und wie schon erwähnt tun wir oft alles, um sie nicht spüren zu müssen. Aber weißt du eigentlich, was geschieht, wenn du dich einem Gefühl mal so richtig hingibst? Wenn du es fühlst, dich ihm voll und ganz widmest, es anschaust, aushältst und probierst, nicht zu bewerten? Ich sag's dir: es verwandelt sich!
In der Regel erleben wir diese Verwandlungsphase aber erst gar nicht, weil wir so damit beschäftigt sind, uns von unserem "schlechten Gefühl" abzulenken oder halt so richtig daran zu leiden. Wenn wir einen emotionalen Zustand nämlich beklagen und verteufeln, dann packen wir ihn automatisch in eine Schublade. Im Grunde ist das ganz schön fies. Das ist so, wie wenn du Menschen einfach so abstempelst ohne sie kennenzulernen. Zack, Schublade auf und wieder zu. Erledigt. Das Gefühl ist ein blödes Arschloch, das soll sich verpissen. Da will ich nichts mit zu tun haben. Ohje, armes Gefühl :-(
Wenn du dir aber Zeit nimmst, das Gefühl kennenzulernen, dann lässt du zu, dass sich eure "Beziehung" entwickelt. Das ist wie beim Kennenlernen eines neues Menschen. Stell dir vor, du hast eineN KollegIN, den/die du richtig scheiße findest und plötzlich müsst ihr zusammen an einem Projekt arbeiten und dann merkst du, dass du falsch gelegen hast und die Person eigentlich ganz nett ist. Hollywoodfilm-Material quasi.
Daher gib deinen Gefühlen die Chance, dass sie sich dir zeigen können. Oft ist es erstmal kein Spaß, aber wenn klar ist, dass das Gefühl jetzt einfach da sein darf, dann wird es sich beruhigen und nach einiger Zeit - das können allerdings auch schonmal ein paar Tage oder mehr sein - wird es sich verändern und kann oft so das entschleiern, was vorher von ihm überlagert wurde. Vielleicht ist deine Wut eigentlich unterdrückte Trauer, vielleicht sind deine Neidattacken nur fehlgeleitete Enttäuschung, dass du eine Entscheidung nicht richtig getroffen hast. Solange du in deinem Gefühl feststeckst bist du so darauf fokussiert, dass du oft die Botschaft nicht erkennen kannst. Wenn du es einmal "durch fühlst", dann kannst du Schritt für Schritt zu neuen Erkenntnissen kommen.
Es ist wichtig, dass du im "Eifer des Gefechts" nicht irgendwelche impulsive, rein emotional gesteuerte Entscheidungen triffst - denn das sind in der Regel die, die wir im Nachhinein bitter bereuen. Auch, wenn sich Situationen manchmal vollkommen aussichtslos anfühlen, so verändern sie sich, wenn du es schaffst, ihnen ein bisschen mehr Raum und dir selber etwas mehr Zeit zum Durchfühlen zu geben. Ich weiß aus eigener Erfahrung, WIE schwer das ist und WIE dringend man in solchen Momenten augenblicklich handeln, diskutieren, entscheiden möchte, weil man sicher ist, man hat endlich den kompletten Durchblick. Aber ich weiß auch aus eigener Erfahrung: das ist in der Regel der ganz falsche Augenblick! DON'T DO IT!
Siehst du dich selber NICHT in der Lage, alleine zurecht zu kommen, ruf sofort jemanden an und bitte um Beistand. Mit einer/einem Vertrauten an deiner Seite, ist es einfacher. Sei nicht dumm und handle ausgehend von einem dich überrollenden Gefühl! Allerdings können Eskalationen auch sehr befreiend sein. Falls du aus dem starken Gefühl heraus HANDLUNGSFÄHIG wirst und dadurch eine längst überfällige und bereits in dir brodelnde Entscheidung endlich treffen kannst - was vielleicht vorher aus Angst oder nicht genügend Wut bisher nicht ging - dann kann es auch ein Schritt in die richtige Richtung sein. Trotzdem ist es oft sinnvoller, den heftigen Gefühlsschwall und den Handlungsimpuls vorerst zu unterdrücken, um dann später mit klarerem Geist und mit mehr Kontrolle zu entscheiden. Aber sei vorsichtig: das ist wirklich manchmal eine Gratwanderung!